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Unterricht für Sehbehinderte

Musik ist eine Kunstform, die über das Ohr wahrgenommen und von dort direkt an das Gehirn weitergeleitet wird. Hier werden die Schallschwingungen zum Ton und hier entstehen auch die Emotionen, die Musik bei jedem Menschen hervorruft. Musik kann also frei von optischen Eindrücken gehört, empfunden und ausgeübt werden. Nur auf den ersten Blick scheint ein sehbehinderter Mensch, wenn es um das Erlernen eines Instrumentes geht, im Verhältnis zum Sehenden benachteiligt zu sein. Die stärker ausgeprägte Fähigkeit, Eindrücke über das Gehör aufzunehmen, ist hier ein Vorteil.
Zwei Aspekte scheinen den Unterricht für Sehbehinderte zu erschweren.
Die einfacher zu nehmende Hürde ist hierbei die Orientierung auf dem Instrument. Der Sehende kontrolliert mit den Augen die Platzierung der beiden Hände. Er vergewissert sich so, dass er mit rechts die richtigen Saiten anschlägt und die Finger der linken Hand im richtigen Bund greifen, um die richtigen Töne erklingen zu lassen. Zusätzlich liest er noch die Noten ab. Für den Anfänger wird die ganze „Hinguckerei“ leicht zum Problem, sodass ein fließendes Musizieren manchmal gar nicht mehr möglich ist. Deshalb versuche ich zu erreichen, dass der Schüler sich von dem dauernden Drang, auf die Hände zu sehen, löst und die Bewegungen durch Übung automatisiert. Dem Sehbehinderten können kleine, fühlbare Markierungen auf dem Instrument die Orientierung zusätzlich erleichtern. Hierfür eignen sich z.B. Aufkleber, die am Gitarrenhals angebracht, vom Daumen der linken Hand erfühlt werden und deutlich machen, an welcher Stelle des Gitarrenhalses sich die linke Hand gerade befindet. Ob man rechts die richtige Saite anschlägt, kontrolliert man durch das Gehör. Falsche Töne werden so nicht von vorne herein vermieden, sondern zunächst in Kauf genommen und dann im Nachhinein korrigiert. Die dabei ausgeübte Kontrolle durch das Ohr ist im Vergleich mit der durch das Auge die bessere und der Musik angemessenere Methode. Sie befreit vom Hinsehen und ermöglicht und vereinfacht damit auch eine gute Haltung des Instrumentes, was wiederum zu einem technisch sichereren Spiel führt. Am Ende ist der „Nicht-Sehen-Müssende“ vor dem „Zwanghaft-Hinguckenden“ eher bevorzugt.
Schwieriger als die Orientierung am Instrument ist das Einstudieren von komponierter Musik, die in Notenschrift notiert ist. Es gibt zwar eine von der Brailleschrift abgeleitete Notenschrift, aber es ist nicht möglich, die Noten mit den Fingern zu lesen und gleichzeitig Gitarre zu spielen.

Die Musik wird mit den Fingern gelesen, memoriert und dann auswendig am Instrument gespielt. Dieses ist eine sehr anspruchsvolle Art des Einstudierens von Musik. Zudem ist sicher nicht das gesamte Repertoire auf Braille erhältlich. Deshalb stelle ich mir vor, hauptsächlich den geübten Gehörsinn des Sehbehinderten einzusetzen und zum Einüben von Musik zu nutzen. Dafür ist ein musikalisch- analytisches Hören der Musik notwendig, welches von der ersten Musikstunde an systematisch geschult wird. Auf diese Weise kann man dahin gelangen, Musik auch hörend, unabhängig vom Notenlesen, einzuüben. Im Unterricht erhält der Schüler die grundlegenden Kenntnisse der Musiktheorie und der Systematik des Instrumentes, sodass er Musik auf die oben beschriebene Weise erlernen kann. Ein guter Musiklehrer führt den Schüler Schritt für Schritt an dieses Ziel heran. Auch das freie, von Noten unabhängige Musizieren ist wichtig. Der Schüler lernt einfache Melodien, Kinder- und Volkslieder oder auch Gospels und Spirituals aus der Vorstellung im Kopf ohne den Umweg über Noten auf das Instrument zu übertragen. Liedbegleitung nach dem Gehör schult ebenfalls das von Noten unabhängige Instrumentalspiel. Eine große Hilfe im Unterricht sind digitale Aufnahmegeräte. Der Lehrer spielt das gewünschte Stück selbst ein, sodass der Schüler mit dieser Aufnahme zu Hause üben kann.
Für mich als Musiklehrer ist wichtig, dass Gitarrenunterricht für Sehbehinderte möglich ist, wenn der Gehörsinn in den Mittelpunkt des Unterrichts gestellt wird, was dem Wesen der Musik entspricht.
Wenn Sie Freude an der Musik und am Klang der Gitarre haben, wagen Sie es, mit dem Unterricht zu beginnen. Ich stehe Ihnen dabei mit all meinen musikalischen Kenntnissen gerne zur Seite und bin Ihnen behilflich, Ihr Ziel zu erreichen.
Ich freue mich auf ihren Anruf und bedanke mich für Ihr Interesse.

Siehe hierzu: GEDANKEN–UNTERRICHT MIT KINDERN/ ERWACHSENEN